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Programm

Goethe-Gesellschaft in Augsburg e.V.
Veranstaltungsprogramm im 1. Halbjahr 2023

 

Mittwoch 18. Januar 2023 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum

Prof. Dr. Rolf Selbmann, München
Goethe in der Campagna di Roma

Das bekannte Gemälde Goethe in der Campagna di Roma von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, das heute im Frankfurter Städel hängt, gilt als Ikone von Goethes Italienerlebnis und als malerischer Ausdruck des klassischen Lebensgefühls. Für den Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein stellt das repräsentative Ölbild den Höhepunkt seiner italienischen Malerei dar. Außerdem lieferte es ein markantes Abbild seiner Freundschaft mit Goethe. 1997, zur Eröffnung des Goethe-Museums in Rom, der Casa di Goethe, wurde von dem Gemälde eine aufwendige Kopie angefertigt und als das Idealbildnis von Goethes Italienaufenthalt ausgestellt. Doch stimmt dieses Bildverständnis wirklich?

 

Mittwoch 15. Februar 2023 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum

Dr. Rolf Schmidt, Augsburg
Berichte über Griechenlandreisen nach Goethe
Lesung der Zitate: Elke Seifert

Goethe hat das literarische Erbe Griechenlands und die Kunstwerke des Landes schon früh rezipiert. Vor der Gründung des griechischen Staates bezog man Kenntnisse über das Land zumeist aus Italien, denn Reisen in das von den Osmanen beherrschte Land waren selten und gefährlich. Sie erbrachten nur fragmentarische Nachrichten, welche Goethe kannte. Im Nationalstaat waren dann Reisen möglich, blieben aber bis nach 1900 mühsam und aufwendig. Der Vortrag stellt folgende Werke vor: „Griechische Reiseskizzen“ (1852) von Hermann Hettner, die „Griechische Reise“ des Rechtsphilosophen Johann Jakob Bachofen (1851; 1927), „Griechenland. Fahrten zu den alten Göttern“ (1938) von Franz Spunda und „Ölberge, Weinberge“ (1953) von Erhart Kästner. Martin Heidegger berichtete von zwei Griechenlandreisen und korrespondierte mit Kästner. Außer diesen Werken präsentiere ich weitere Bücher aus meinem Besitz.

 

Mittwoch 8. März 2023 um 19.00 Uhr im Lettl-Museum

Prof. Dr. Wolfgang Bunzel, Frankfurt am Main
Goethe als literarische Figur in der deutschen Gegenwartsliteratur

Schriftsteller und Schriftstellerinnen der deutschen Gegenwartsliteratur haben immer wieder Goethe als Figur in ihren Texten auftreten lassen. Woher rührt dieses anhaltende Interesse? Und worin besteht der Reiz solch fiktionalbiografischer Darstellungen? Der Vortrag wird diesen Fragen anhand von drei ausgewählten erzählerischen Werken nachgehen und stellt im Einzelnen vor: Hanns-Josef Ortheils Roman Faustinas Küsse (1998), Henning Boetius’ Novelle Tod in Weimar (2003) und Martin Walsers Ein liebender Mann (2008).

 

Mittwoch 26. April 2023 um 18.30 (!) Uhr, Stadtbücherei Augsburg, Ernst-Reuter-Platz 1

Prof. Dr. Mathias Mayer, Augsburg
Johann Wolfgang Goethe: „Dichtung und Wahrheit“.
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung „Große Werke der Literatur“ der Universität Augsburg im Sommersemester 2023.

Goethes komplexer Beitrag zur "Autobiographie" geht von der Skepsis des Autors gegenüber der Selbsterkenntnis aus. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen daher die literarischen Verfahrensweisen (u.a. Porträts, Fiktionalisierung und Ästhetisierung), durch die Goethe gerade die Welthaltigkeit seiner Lebensgeschichte demonstrieren kann. "Dichtung und Wahrheit" zeigt sich dadurch weniger monumental, aber erheblich moderner und zukunftsweisend.

 

Mittwoch 17. Mai 2023 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum

Dr. Francesca Müller-Fabbri, Weimar
Ottilie von Goethe.
Die Schwiegertochter Goethes und die Welt der Romantik.

Ottilie von Goethes Leben und Persönlichkeit waren oft Thema von Novellen, Romanen und Romanbiografien. Im Fokus standen hier die Rolle als Schwiegertochter Goethes, die unglückliche Ehe und Ottilies leidenschaftliche Gefühle als faszinierende und umstrittene Frau ihrer Zeit.
Die Ausstellung im Goethe- und Schiller-Archiv rückt erstmals ihr intellektuelles Lebenswerk in den Mittelpunkt: die Tätigkeit als Übersetzerin, als Redakteurin ihres mehrsprachigen Journals Chaos und als Agentin im englisch-deutschen Kulturtransfer. Sie unterstützte eine neue Generation von Autor:innen in Weimar, Leipzig und Wien, verfasste Dichtungen und war auch politisch engagiert. Objekte aus dem Nachlass dokumentieren Ottilies Selbstverpflichtung zum Erhalt von Goethes Erbe und erlauben die Rekonstruktion ihrer Privatbibliothek und ihrer Kunstsammlungen. Sie war eine geistvolle, neugierige und weltoffene Frau, die ihr Leben selbstbestimmt und freiheitsliebend führte.

 

Mittwoch 14. Juni 2023 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum

Dr. Edith Zehm, Gilching
Johann Conrad Wagner: "Meine Erfahrungen in dem gegenwärtigen Kriege".
Das Tagebuch des Feldzugs 1792 mit Herzog Carl August von Weimar.

Als Goethe seinen Herzog Carl August, den Kommandeur eines preußischen Regiments, 1792 auf dem Feldzug gegen das revolutionäre Frankreich begleiten musste, traf er dort wieder dessen „Cämmerier“ Johann Conrad Wagner, der die Feldkasse der fast 40 Mann starken herzoglichen Begleitung verwaltete. Wagner hat umfangreiche Aufzeichnungen hinterlassen, die das Kriegsgeschehen der Jahre 1792/1793 in seiner grausamen Realität widerspiegeln. Goethe benutzte sie Jahrzehnte später als Quelle von historischem Rang für seine eigene Darstellung „Campagne in Frankreich 1792“. Der Vortrag gibt auch einen Überblick über Wagners tagebuchähnliche Notizen, die kürzlich in einer Neuedition mit Kommentar erstmals vollständig publiziert wurden.

 

Mittwoch 12. Juli 2023 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum

Dr. Johannes John, München
Goethes Roman „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ und das Theater

Schon die erste Fassung von Goethes Roman, „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“, macht ii ihrem Titel deutlich, welch überragende Bedeutung dem Theater als zentraler Bildungsinstanz zukommt. Gemessen an „Wilhelm Meisters Lehrjahre[n]“, wo Wilhelm das Theater in den ersten fünf Büchern auf und hinter der Bühne intensiv kennenlernen wird, scheint es in den „Wanderjahren“ nur noch eine ,Nebenrolle‘ zu spielen. Welche Aufgabe und Funktion dem Theater in Goethes Altersroman dennoch zukommt, wird das Thema des Vortrags sein.