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Programm im ersten Halbjahr 2025

Goethe Gesellschaft Augsburg
Vortragsprogramm im 1. Halbjahr 2025 

 

Mittwoch 15. Januar 2025 um 18.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

 

Prof Dr. Helmut Koopmann, Universität Augsburg

In finsteren Zeiten. Goethe und Schiller unter dem Hakenkreuz.

 

Das Jahr 1932 brachte eine Fülle von Goetheehrungen. Die Frage war nur, ob Goethe oder Gerhart Hauptmann der Größere sei, denn auch Hauptmann feierte Geburtstag; er wurde 70. An der Spitze der Goethe-Verehrer: Thomas Mann. Aber die Klassik war nicht einbruchsgesichert: 1932 erschien schon ein Buch Schiller als Kampfgenosse Hitlers. Nationalsozialismus in Schillers Dramen. Goethe ließ sich nicht so leicht vereinnahmen, Schillers Dramen waren leichter in den Dienst einer völkisch-nationalen Theaterpolitik zu stellen. 1934 gab es eine »Reichsschillerwoche« in Weimar, und als 1938 das Schiller-Theater in Berlin wiedereröffnet wurde, war die gesamte nationalsozialistische Prominenz anwesend. Besonders Wilhelm Tell wurde nach 1933 vielfach gegeben mit der Begründung, daß dort »die Sehnsucht nach einem starken und freien deutschen Volk« dokumentiert sei. Aber ab 1940 durfte das Drama auf Anordnung Hitlers nicht mehr gespielt und in den Schulen behandelt werden. Schiller, erst von den Nazis hofiert, wurde plötzlich zum »Staatsfeind«, seine Dramen zeigten auch den Nazis eine gefährliche Doppelbödigkeit. Schon 1933 gab es in Bremen in einer Aufführung des Don Carlos Applaus auf offener Szene, das »Geben Sie Gedankenfreiheit« wurde als Aufruf zur Opposition verstanden. Goethe blieb dagegen am Theater präsent; in der Spielzeit 1942/43 etwa wurden seine Dramen häufiger gegeben als die Schillers.
Nach 1945 machte sich ein neuer Goethe-Kult auf. Der Germanist Richard Alewyn, ins Exil gezwungen, sagte nach der Rückkehr zu Beginn einer Goethevorlesung 1949: »Es gibt wenig, was auf den Neuankömmling in Deutschland einen so bestürzenden Eindruck macht, als die Unbekümmertheit, mit der man sich allerorten schon wieder anschickt, Goethe zu feiern«. Von Schiller war zunächst wenig die Rede. Erst 1955, zum 150. Todestag, gab es festliche Gelegenheiten, und Thomas Mann veröffentlichte den Versuch über Schiller, »seinem Andenken in Liebe« gewidmet. 

 

 

Mittwoch 12. Februar 2025 um 18.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

 

Privatdozentin Dr. Tanja Rudtke, Universität Erlangen-Nürnberg und Goethe-Gesellschaft Erlangen

„Tages Arbeit! Abends Gäste!
Saure Wochen! Frohe Feste!“ Feste und Feiern in der Literatur.

 

Ein Fest markiert meist außerordentliche Ereignisse und ist an die Gliederung der Zeit gekoppelt (oft zyklisch, d.h. Feste, die jedes Jahr wiederkehren, z.B. Weihnachten, Karneval). Das Fest weist bestimmte Merkmale auf: Ritus und Spiel gehören dazu, auch Musik und Tanz, Essen und Trinken. Feste begleiten den Lebenslauf (insbesondere Übergangsriten, wie Konfirmation, Taufe, Hochzeit, Begräbnis).
Sie bilden eine Brücke zwischen Individuum und Gemeinschaft und sind unterschiedlich akzentuiert (religiös oder politisch, öffentlich oder privat). Nicht zuletzt spielt die psychosoziale Seite eine wichtige Rolle. Das Fest als Akt der Rekreation – der Abstand von Arbeit und Alltag bietet eine Entlastungsfunktion, ist eine Grenzüberschreitung einerseits und eine Bestätigung des Kollektiven andererseits.
Der Vortrag zeigt anhand ausgewählter literarischer Beispiele - von Goethes Werther auf dem Ball bis zu Babettes Fest von Tania Blixen -, welch unterschiedliche Funktionen Feste haben können. Sie charakterisieren die Teilnehmenden und die Umstände, oft haben sie vorausdeutende Funktion oder sind Kulminationspunkte des Geschehens. Die Festdarstellungen enthalten aber auch textüberschreitende gesellschaftlich-kulturelle Komponenten, die den jeweiligen Zeitgeist auf besondere Weise widerspiegeln.

 

 

Sonntag 16. Februar 2025, 8.00 – 21.00 Uhr

 

Tagesfahrt mit der Bahn nach Salzburg

Reise zur Aufführung des Theaterstücks Faust (hoch 2) im Landestheater Salzburg, Regie Carl Philip von Maldeghem. 

 

 

Mittwoch 12. März 2025 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

 

Prof. Dr. Karl-Heinz Pohl, Universität Trier

Goethe und China – Fluchtort des Geistes oder Möglichkeiten einer dichterischen Begegnung

 

Goethes Einstellung zu und Beschäftigung mit China hat verschiedene Phasen durchlaufen: In seiner Jugendzeit noch ganz vom "Sturm und Drang" geprägt, rebellierte er zunächst, wie auch Herder, gegen den Stil des Rokokos, der in der "China-Mode" (Chinoiserie) der damaligen Zeit gipfelte. Jahrzehnte später (1813) beginnt Goethe sich wieder, und gleichsam wissenschaftlich, mit China zu beschäftigen, liest viel über das Land und versucht sogar etwas von der chinesischen Schrift und Sprache zu ergründen. Er habe sich dieses Land, so schreibt er kurz vor der Völkerschlacht zu Leipzig, aufgehoben, um sich in Zeiten der Not dahin zu flüchten – China als geistiger Fluchtort, sozusagen. Zehn Jahre später wiederum (1824-27) trägt die Beschäftigung mit China auch literarische Früchte, und zwar in seinem späten Gedichtzyklus Chinesisch-deutsche Jahres- und Tageszeiten sowie in der Ausformulierung seiner Vorstellungen von einer Weltliteratur, wobei er sich zu einer erstaunlichen Höhe gegenseitiger interkultureller Wahrnehmung emporschwingt. Diese Höhe wird auch sichtbar in der Bekanntschaft mit der Literatur/Dichtung des nahen Orients (Hafiz, 14. Jh.). Daraus entstand eins seiner größten Werke: der West-östliche Divan. Man kann deshalb nur bedauern, dass Goethe nie die große Dichtung Chinas kennenlernen konnte. Was wäre geschehen, wenn er auch die Gelegenheit gehabt hätte, die großen Dichter der Tang-Zeit, Du Fu oder Li Bai (8. Jh.), in Übersetzung zu lesen?

 

 

Mittwoch 9. April 2025 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

 

Dr. Ulrich Hohoff, Augsburg

„Versunken und vergessen!“ (Uhland)
Balladendichtungen seit Schiller und Goethe.

 

Viele von uns kennen aus ihrer Schulzeit die Aufgabe, eine klassische Ballade - oder Strophen daraus - auswendig zu lernen und vorzutragen. Heute ist das nicht mehr verbindlich und überhaupt scheint die Zeit der Balladendichtung vorbei zu sein.
Der Vortrag unternimmt eine Reise zu dieser Kunstform, die früher durchaus für hervorragende Dichter attraktiv war. Aus heutiger Sicht ist sie auch ein Spiegel der Zeiten. Wir starten mit Bürgers Ballade Lenore und der Kritik daran bei Schiller. Dann sehen wir uns einige der berühmten Balladen von Schiller und Goethe näher an, mit denen die Karriere der Kunstballade in Deutschland einsetzt.
Im 19. Jahrhundert beschäftigen sich u. a. Uhland, Droste-Hülshoff und C. F. Meyer mit dieser Kunst des Dichtens. Später erobert sie bei Wedekind und Brecht die Bühne. Nach 1945 kann die Ballade aus guten Gründen nur wenige gute Literaten inspirieren (z. B. Peter Hacks, Wolf Biermann) und heute bezieht man das Wort eher auf ein Musikgenre. Trotzdem blieb daneben auch die klassische Ballade lange Zeit präsent: im Gymnasium, in der Rezitation, im Kunstlied und in der Parodie.

en. Heute ist das n

 

Mittwoch 14. Mai 2025 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

 

Prof. Dr. Rolf Selbmann, München

Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, als Bildungsroman von hinten gelesen.

 

Romananfänge sind bekanntlich hochgradige Verdichtungsstellen. Wenn es auch bei Romanschlüssen so ist, dann muss dies erst recht für die Bildungsromane gelten, die ja laut Definition besonders auf den Schluss ausgerichtet sind. Der Vortrag liest daher Goethes
Bildungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre einmal von seinem Ende her und verspricht, bei dieser Lektüre zu bemerkenswerten Beobachtungen und Schluss-Folgerungen zu kommen.

 

 

Mittwoch, 4. Juni 2025 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

Buchvorstellung von Johannes Wilkes, Erlangen

Kommissar Goethe: Schillers Schädel. Ein literarischer Krimi.

 

Ein Dichterfürst beigesetzt in einem Gemeinschaftsgrab! Keine würdige letzte Ruhestätte für Friedrich von Schiller! Mehr als 20 Jahre nach Schillers Tod sucht man schließlich im Weimarer Kassengewölbe nach seinen Gebeinen und bringt sie in die Herzogliche Bibliothek. Sehr zur Freude des dortigen Bibliothekars Johann Wolfgang von Goethe. Zur Inspiration für Zwiegespräche mit dem toten Freund leiht er sich kurzerhand dessen Schädel aus. Doch man stelle sich sein Entsetzen vor, als er darin ein Loch entdeckt, das einen schrecklichen Verdacht weckt: Sein Freund wurde ermordet!
Und so wird der Dichterfürst zum Kommissar. Der Autor unterstützt ihn humorvoll mit Mitteln, die Ermittlern heute zur Verfügung stehen, bis Goethe den Fall lösen kann. Ein witziger, bisweilen aberwitziger Krimi, dem es weder an Spannung noch an Wissen über die Weimarer Klassik und Respekt für die deutschen Dichterfürsten fehlt. Informationen zum Autor (Prolibris Verlag Rolf Wagner, Kassel): https://www.prolibris-verlag.de/autoren/wilkes-johannes/. Leseprobe: https://www.prolibris-verlag.de/wp-content/uploads/2024/08/Leseprobe_KommissarGoethe-SchillersSchaedel.pdf

 

 

Mittwoch 16. Juli 2025 um 19.00 Uhr im LETTL-Museum, Zeuggasse 9

 

Prof. Dr. Wolfgang Bunzel, Freies Deutsches Hochstift und Goethe-Universität, Frankfurt am Main

Die Familie Brentano an Rhein und Main

 

Die Nachkommen der 1698 vom Comer See nach Frankfurt zugewanderten Händlerfamilie Brentano-Tremezzo prägten Kultur und Erscheinungsbild der Stadt nachhaltig. Während die Dichtergeschwister Clemens und Bettine ihre Heimat schon bald wieder verließen, eroberten sich viele ihre Brüder und Schwestern nach 1800 einen festen Platz in der Stadtgesellschaft, so dass die Brentanos bald zu den wichtigsten und einflussreichsten Familien zählten. Der Status dieses Clans zeigt sich auch an seiner Präsenz in der umliegenden Region, erwarben Angehörige hier doch beträchtlichen Grundbesitz: das Petri-Haus mit seinem ausgedehnten Park in Rödelheim, das Brentano-Haus in Oestrich-Winkel, ein Anwesen in Aschaffenburg und das Schloss Wasserlos in Alzenau. Der Vortrag stellt die wichtigsten Mitglieder der Brentano-Familie einzeln vor und würdigt ihre Rolle für die Rhein/Main-Region.

 

Veranstaltungsort für alle Vorträge:LETTL-Museum, Zeuggasse 9, 86150 Augsburg.